Vor mittlerweile 20 Jahren habe ich als Quereinsteiger mein kleines aber feines Einmann-Unternehmen „Karl Grabherr Photography“ gegründet und das möchte ich zum Anlass nehmen, um ein wenig über meinen Werdegang als Fotograf zu schreiben.
Der berufliche Weg begann also vor genau 20 Jahren, aber beeinflusst durch meinen Vater, der selbst passionierter Hobbyfotograf war, begann mich die Fotografie schon viel früher zu begeistern, denn was mit ca. 5 Jahren mit einer Wasser-Spritz-Kamera begann, wurde rasch zur ausgewachsenen Passion, einem geliebten und intensiv gelebten Hobby, später (2003) sogar zum Zweitberuf und fand seinen fachlichen Abschluss 2006 in der Fotografenmeisterprüfung.
Wie alles begann
Nachdem mir die Wasser-Spritz-Kamera rasch zu langweilig wurde und ich richtige Fotos machen wollte, bekam ich ca. mit 7 Jahren von meinen Eltern meine erste richtige Kamera, eine Pocket, aber auch die war mir sehr schnell viel zu langweilig und ich wollte eine Kamera, bei der ich so wie mein Papa „Sachen einstellen“ kann. Also bekam ich eine alte Messsucherkamera, die mein Vater nicht mehr verwendete und die nur noch im Schrank herumlag und dort konnte ich dann so richtig alles einstellen, nämlich Blende und Zeit. Sie hatte ein 50mm Objektiv und einen Selenbelichtungsmesser zum Aufstecken in einem Ledertäschchen, das am Kamerariemen befestigt war. Belichtungsautomatik oder gar Autofokus gab es damals noch nicht. Ich musste also tatsächlich alles selbst einstellen und mein Vater war mein erster Lehrer und Mentor.
Das war also mein Einstieg in die ernsthafte Fotografie. Fotografiert wurde von Anfang an auf Diafilm, weil der im Gegensatz zu den damals erhältlichen Negativfilmen bessere Bildqualität bot und weit günstiger war, als die teuren 9x13cm Prints von Negativfilmen. Man mag es nicht glauben, aber in den 70ern kostete ein 9x13cm Print sage und schreibe 10 Schilling (ca. 70 Cent) was damals richtig viel Geld war. Außerdem gab es damals bei uns daheim noch regelmäßige Diaabende, wo wir uns gegenseitig unsere Fotos zeigten. Es gab also damals schon „Bildbesprechungen“ mit meinem Vater und dadurch konnte ich recht schnell lernen und fotografisch weiterkommen. Eine echte Herausforderung war das Fotografieren auf Diafilm, weil dieser keine Fehler verzeiht, aber dadurch konnte ich sehr schnell lernen, worauf man bei der Belichtung achten muss. Damals lernte ich schon z.B. auf den blauen Himmel zu messen oder auf meine Handfläche. Ich erinnere mich noch heute mit Freude daran. Es war eine schöne Zeit……
Irgendwann wollte die alte Kamera nicht mehr und gab ihren Geist auf. Also musste eine neue Kamera her und damit begann meine Liebe zu Minolta Kameras. Ich kaufte mir von meinem Taschengeld und mit tatkräftiger Unterstützung meiner Eltern meine erste eigene Kamera, eine Minolta HiMatic 7SII. Diese Kamera begleitete mich von nun an überall hin.
Mit 11 Jahren war es dann soweit. Das Christkind brachte eine nagelneue Minolta XG-1 Spiegelreflexkamera mit 50mm Objektiv (Zooms gab’s ja noch nicht) und damit brach eine Leidenschaft aus, die bis heute anhält! Meine Geburtstags- und Weihnachtswünsche drehten sich nur noch um Fotografie und meine Eltern haben mich dahingehend tatkräftig gefördert, weil sie erkannten, dass die Fotografie mein liebstes und einziges Hobby war. Meine Schulfreunde rannten mit Begeisterung Bällen hinterher, aber für mich gab es nur die Fotografie. Bällen hinterherzulaufen hat mich nie interessiert und ich verstehe es bis heute nicht, dass einen das begeistern kann 🙂
Mit der Spiegelreflexkamera folgten meine ersten „Aufträge“. Es begann damit, dass ich die Hochzeit meiner ältesten Cousine fotografierte und von da an war ich der Familienfotograf und fotografierte auf jeder Hochzeit, bei Firmungen, etc.
Meine Fotos waren als Geschenk rasch beliebt…..und mir war auf den Feiern nicht langweilig 🙂
Bei Schul- und Familienausflügen, Wanderungen, auf Pfadfinderlagern und bei jeder sich bietenden Gelegenheit war die Kamera immer dabei……vielleicht rühren daher meine Schulter- und Rückenschmerzen, die mich heute hin und wieder plagen, denn Fotorucksäcke waren noch nicht in Mode und ich schleppte mein Fotozeug in mehr oder weniger unhandlichen Umhängetaschen herum.
In meiner Zeit im Gymnasium begann ich mich ernsthaft mit professionellen Fototechniken zu beschäftigen und saß stundenlang in der Leihbibliothek um entsprechende Informationen zusammenzutragen. Meinem Vater luchste ich seinen alten Gossen Lunasix 3 Belichtungsmesser mit Spotaufsatz ab, weil er fast nur noch mit Zeitautomatik fotografierte (die kam Mitte der 70er in Mode) und der Belichtungsmesser frei wurde.
Ich versuchte mich in Produktaufnahmen mit einem alten Braun Aufsteckblitz ohne Automatik und Butterbrotpapier, das ich als Softbox verwendete. Da der Belichtungsmesser noch keine Blitzmessung konnte (die gab es erst viel später), verwendete ich eine Glühlampe als Ersatz und maß die Belichtung durch das Butterbrotpapier, um den Lichtverlust durch das Butterbrotpapier zu messen. Den erhaltenen Messwert setzte ich dann ins Verhältnis mit dem Blitzgerät und berechnete so die Blende, die ich an der Kamera einstellen musste. Es war eine Zeit wilder Experimente und ich lernte viel durch trial and error.
Von Zeit zu Zeit hatte ich meine schwarzweiße Phase und fotografierte auf Schwarzweißfilm, den ich im Badezimmer meiner Eltern entwickelte und wo ich Nächte damit verbrachte, die Bilder in einer improvisierten Dunkelkammer mit einem Brett über de Badewanne und dem alten Vergrößerungsapparat meines Vaters auf Papier zu bringen. In der Früh mussten mich meine Eltern aus dem Badezimmer werfen, damit sie sich für die Arbeit fertig machen konnten.
Trotz alledem machte ich keine Fotografenausbildung und wurde Berufsfotograf, sondern versuchte mich nach meiner Matura als Medizinstudent, brach mein Studium aber vor dem Ende des ersten Abschnitts ab, weil mir das Auswendiglernen für Prüfungen zutiefst zuwider war und ich die Dinge verstehen wollte. Leider ging die Rechnung so aber nicht auf, denn ich brauchte für die Prüfungsvorbereitungen ewig lange und dadurch ging die Schere zwischen den Practica (bei denen ich durch die Bank immer gut abschnitt) und den Rigorosen immer weiter auf und ich musste mich entscheiden, wie es weiterging, um nicht einmal ohne Beruf dazustehen. In meiner Zeit als Student arbeitete ich immer wieder in einem Privatkrankenhaus in Wien als Stationsgehilfe, Hol- und Bringdienst und im Aufwachzimmer und begann mich für Medizintechnik zu interessieren. Also entschied ich mich, das Studium an den Nagel zu hängen und eine technische Ausbildung als Elektroniker und Nachrichtentechiker am TGM in Wien zu absolvieren.
Kurz und gut, ich schloss meine Ausbildung als Ingenieur ab und fing bei einem bekannten Wiener Hightech Unternehmen zuerst als Technischer Zeichner zu arbeiten an und wechselte ein halbes Jahr später als Technischer Trainer für Kommunikationssysteme und Brandmeldeanlagen ins Training Center, wo ich bis heute arbeite (nächstes Jahr werden es 30 Jahre…..Wahnsinn).
Fotografisch ging es natürlich auch weiter und ich wurde immer wieder als Hochzeitsfotograf engagiert. Zuerst bei Freunden und Bekannten, aber es sprach sich herum, dass ich recht gute Hochzeitsfotos mache und so kamen immer mehr Leute dazu für die ich fotografieren sollte. Nebenbei begann ich mich stark für die Panoramafotografie zu interessieren, kaufte mir meine erste gebrauchte Digitalkamera, eine Canon G1 und baute mir einen Nodalpunktadapter, mit dem ich meine ersten Kugelpanoramen machte. Das Stitchen der Panoramen war damals eine echte Herausforderung, weil es nur skiptbasierte Software dafür gab, aber ich tigerte mich in die Materie hinein und konnte so als einer der Ersten auf dem Markt bildschirmfüllende, interaktive Kugelpanoramen anbieten. Also entschied ich mich, die Fotografie als Zweitberuf ausüben zu wollen und fragte einen lieben Kollegen, wie ich das als Quereinsteiger anstellen kann, nachdem das Fotografengewerbe noch ein reglementierter Beruf mit einschlägiger Ausbildung als Voraussetzung und Meisterpflicht war.
Ich bekam den guten Rat, einen Gewerbeschein als Pressefotograf zu lösen und mich nicht erwischen zu lassen. Denn der Pressefotograf war ein freier Beruf, aber man durfte nur für tagesaktuelle Zeitungen, etc. fotografieren. Hochzeiten, Architekturfotografie und natürlich auch meine Panoramafotografie, waren den Meistern vorbehalten. Ich löste also 2003 meinen Gewerbeschein als Pressefotograf und begann munter Architekturfotografie und Panoramafotografie (meine Nische) anzubieten, was dahin führte, dass ich ein halbes Jahr später eine Vorladung in die Fotografeninnung bekam, weil ich einem Kollegen offensichtlich in die Quere gekommen bin und der seine Felle davonschwimmen sah.
Bei der Vorladung wurden mir meine Architekturfotos und Hochzeitsfotos, die ich auf meiner ersten Homepage hatte in Form von Screenshots gezeigt mit der Frage, was ich da eigentlich mache. Die Erklärung, dass ich nicht wusste, dass man als Pressefotograf keine Architekturaufnahmen anbieten darf, wurde mit einem Lächeln und der Aufforderung vom Tisch gefegt, dass ich das sein lassen soll, oder die Fotografenmeisterprüfung ablegen soll, was durch eine Änderung der Gewerbeordnung 2003 möglich wurde, nach der man nur volljährig sein musste und ein Leumundszeugnis vorlegen musste, um zur Prüfung antreten zu dürfen.
Nachdem Aufhören für mich keinesfalls in Frage kam, entschied ich mich, die Meisterprüfung abzulegen und begann mich sofort dafür vorzubereiten. 2006 legte ich dann meine Prüfung ab und wurde ein sogenannte Vollfotograf mit allen Ehren und Pflichten. 2013 fiel übrigens die Meisterprüfungspflicht und ab dem Zeitpunkt gab es mit einem Schlag viele neue Kolleginnen und Kollegen auf dem Markt. Im Nachhinein bin ich aber trotzdem froh, dass ich die Prüfung noch gemacht habe, weil einem alles, was man einmal gelernt hat, niemand wegnehmen kann. Ich bin stolz darauf, auch heute noch jederzeit mit einer Großformatkamera fotografieren zu können, meine Filme in Farbe und Schwarzweiß selbst entwickeln zu können und in einer Dunkelkammer zu Papier bringen zu können. Mein fotografischer Bildungsweg wäre ohne diese Prüfung nicht komplett gewesen.
So und nun stehe ich da und kann mich über mein 20-jähriges Firmenjubiläum freuen. Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht. Ich freue mich über alle, die bis hierher gelesen haben, möchte mich bei all meinen Kunden und Workshopteilnehnmern herzlich für die Treue bedanken und blicke mit Freude auf die nächsten 20 Jahre, wo es hoffentlich noch immer Kameras geben wird, denn ein Smartphone kommt für mich als Fotoapparat nicht in Frage.
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen so viel Freude an der Fotografie wie ich sie habe! Für mich ist Fotografie ein fixer Bestandteil meines Lebens, ohne den ich nicht glücklich wäre und so lange ich eine Kamera halten kann, wird das auch so bleiben.
Gut Licht und liebe Grüße, Euer
Karl Grabherr
8 Comments
Lieber Karl, vielen Dank für Deinen Lebenslauf!
Bei mir, allerdings leider nicht auf fotografischer Ebene, war der Lebenslauf auch eher turbulent.
Auch ich wollte einmal Fotograf werden.
Als mein Vater dies erfuhr ging er knapp an einem Familiendrama vorbei 🙂 !
Alles gute auch für die nächsten 20 Jahre und
gut Licht
Helmut
Nachtrag, ich musste leider Unterbrechen!
Ich fotografierter trotzdem viele Jahre mit einer Kamera der Platzhirsche, von SW über Dias und Digital.
Gott sei Dank dass ich dann Dich kennenlernen durfte.
Deine Ratschläge und Empfehlungen waren der Wegweiser zu meinem heutigen bescheidenen Können!
Vielen Dank lieber Karl für Deine aufopfernde Liebe zur Fotografie welche Du gerne auch mir weiter gibst.
In schweren Zeiten war die Olympus i9mmer mein Seelentröster!
Gut Licht
Helmut
Dass ist spannend, danke.
Ich wollte einst eine Fotografielehre machen. Hätte eine Lehrstelle bekommen, hätte aber am Wifi nen Visagistenkurs machen müssen, das ich die Stelle bekommen hätte . Selbst vorfinanziert und nach Abschluss finanziert XD somit abgeleht, der Lohn hätte nicht gereicht ohne elterliche Unterstützung damals….
Lieber Karl,
es war sehr nett deine Geschichte deiner Fotografielaufbahn zu lesen. Meine Fotozeit hat vor 45 Jahren mit der OM-1 begonnen (nun habe ich auch eine OM-1 -> der Kreis hat sich somit geschlossen). Ein halbes Jahr nach dem Kauf der OM-1 mit 35mm/50mm/135mm Objektiven habe ich mit der s/w Fotografie begonnen und Filme (25m Filme selbst in die Dose gedreht) und Bilder im Kellerraum ausgearbeitet. Und das habe ich fast 20 Jahre lang gemacht. Du hast Hochzeiten, ich habe befreundete Handballer fotografiert. Familie auf Negativfilme, Urlaube auf Dias gebannt. Oder dann zusätzlich mit der OM-2n, danach mit der OM-2SP parallel Negativ und Dia fotografiert. Bis zur Digitalzeit von Olympus war ich von den Kameras und Objektiven begeistert. Die erste Digitalkamera e-520 war zwar leicht und abends unbrauchbar. Dann die M-1 und die nachfolgenden waren zwar schon besser, aber dass die Handgriffe nicht weiterverwendbar sind, ist für mich nach wie vor ein großes MINUS von Olympus. Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür, alles wichiwaschi Ausreden um den Kunden zu schröpfen. Aber die Objektive und nun auch die Sensoren bekommen schön langsam die alte Qualität. Und so komme ich wieder auf deine sehr tollen und super ausgearbeiteten Schulungen bzgl. der neuesten Techniken der Kameras. Und auch zu jeder Zeit bekommt man von dir Hilfe, wenn man sich irgendwo in den Tiefen der Kamera SW verirrt hat und die Einstellung nicht und nicht wieder herstellbar ist. Da bist du ein SEHR TREUER Ansprechpartner. Ich glaub, ich hätte sonst schon zu einem anderen Kamerahersteller gewechselt, denn schon sehr oft habe ich mich über Olympus – da besonders wegen einigen sehr unqualifizierten (freundlich ausgedrückt) Antwortmails – geärgert.
Zusammengefasst kann Olympus sehr froh sein, einen Markenbotschafter wie dich zu haben. Und wir User ebenso!!!
Alles Gute für dich und dein „kleines Einmann-Unternehmen“!
Liebe Grüße!
Horst
Meinen Glückwunsch!
Glück? – Ich meine Können, Wissen, Geduld und Interesse an der Sache. Das sind die Eigentschaften.
Weiter so!
ChristianR.
Herzlichen Glückwunsch.
Und Danke dein Wissen das du in Workshops und Q&A Meetings mit uns teilst.
Grüße aus Landshut (Niederbayern)
Lieber Karl,
nun habe ich Deine Jubiläumsnachlese gelesen und möchte Dir zuerst einmal herzlich dazu gratulieren ganz besonders natürlich auch für die bestandene Meisterprüfung, und Dir auch an dieser Stelle für Dein Engagement bei den Kursen und Signalgruppen danken.
Gut Licht für die nächsten 20 Jahre und herzliche Grüße,
Manfred
Lieber Manfred,
vielen Dank für Deine Glückwünsche!
Gut Licht und herzliche Grüße
Karl