Ernst Haas (* 2. März 1921 in Wien; † 12. September 1986 in New York) war ein österreichisch-amerikanischer Fotograf, der heute vor allem als Pionier der Farbfotografie bekannt ist.
Sein im September 1953 in der Zeitschrift Life über 24 Seiten und zwei Folgen abgedruckter Fotoessay unter dem Titel „Images of a Magic City“ gilt als Meilenstein der Farbfotografie. Die 1962 im New Yorker Museum of Modern Art gezeigte Ausstellung „Ernst Haas: Color Photography“ war die erste Einzelausstellung des Museums, die allein Farbfotografien zeigte. Haas war ein frühes Mitglied der Fotoagentur Magnum Photos, zu deren Präsidenten er 1959 gewählt wurde. Von seinem 1971 veröffentlichten Buch The Creation (dt. Die Schöpfung) wurden mehr als 300.000 Exemplare verkauft.
Vita:
Nach eigener Aussage fand Ernst Haas bereits als Kind Interesse am Fotografieren und nach einem abgebrochenen Medizinstudium studierte er in Wien an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt Fotografie. Als freier Fotojournalist für die Zeitschriften Der Film und Heute lichtete er etliche Fotos von Kriegsheimkehrern und Invaliden ab. 1947 verwendete das Rote Kreuz seine Reportage und Fotos zur Identifizierung bzw. Zusammenführung von Kriegsopfern, die nachträglich in einem Feature des Magazins Life veröffentlicht wurde. Daraufhin erhielt Haas eine Einladung von Robert Capa, dessen neu gegründeter Fotoagentur Magnum beizutreten. 1950 wurde Ernst Haas dann Vollmitglied bei Magnum.
Ab 1951 experimentierte Haas fast ausschließlich mit Farbfilmen. Mit der faszinierenden Bildstrecke „Images of a Magic City“ lieferte Haas auf dem damals neuartigen Kodachrome Farbfilmmaterial noch nie gesehene Impressionen und Reflexionen einer Großstadt: Seine erste Arbeit in Farbe. Das Life-Magazin veröffentlichte die Serie 1953 in zwei Ausgaben. Auch seine Sportreportage „The Magic of Colours in Motion“ zeigte noch nie zuvor gesehene Aspekte der Fotografie durch Bewegungsunschärfen und absichtlich verwackelte Aufnahmen mit extremen Farbkontrasten verursacht durch teilweise überlagertes Filmmaterial.
1958 wurde Haas Vizepräsident von Magnum, im Anschluss dann 1960 Präsident der Agentur.
Ernst Haas’ erste Einzelausstellung fand 1962 im New Yorker Museum of Modern Art statt. Eine von Kodak geförderte Wanderausstellung dokumentierte den von Haas produzierten Film „The Art of Seeing“. 1966 wurde Haas teilhabendes Mitglied von Magnum. Anfang der 1970er realisierte er mehrere Buchprojekte, die sich vorrangig mit Japan und einer zenbuddhistischen und meditativen Bildsprache befassen. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt wandte sich der Fotograf vom Sensationsjournalismus ab und konzentrierte sich zunehmend auf stillere Motive. Eine weniger bekannte Seite von Haas’ Werk sind die amerikanischen Landschaftsfotografien für die Zigarettenmarke Marlboro, die maßgeblich zu deren Image beitrugen.
Haas experimentierte gern mit den unterschiedlichsten Medien: 1964 produzierte er für den Film The Bible von John Huston eine Bildstrecke. In den 1970ern befasste er sich bevorzugt mit audiovisuellen Techniken, so die „Flower Show“ und die ergänzende Bildermappe „Flowers“ (1983). Blumenmotive sollten bald Hauptteil seines Spätwerks werden.
Ernst Haas starb am 12. September 1986 in New York überraschend an den Folgen eines Schlaganfalls; kurz zuvor hatte er noch seine multimediale Bilderschau „Abstracts“ fertiggestellt.
Das Ernst Haas Archiv befindet sich in der Obhut von Magnum Photos und dem Haas Studio in New York City.
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